193
England mehrere Glaubensboten (Missionare) nach Deutschland,
um die Lehre des Heiles den verschiedenen Volksstämmen unseres großen
Vaterlandes zu verkündigen. Um das Jahr 600 n. Chr. kam Colum-
ban zu denbavernund Franken, Kilian um 650 zu den Ost-
franken, Willibrord um 700 zu den Friesen. Unter allen diesen
Missionaren aber zeichnete sich durch seinen unermüdlichen Eifer am
meisten aus Winfried oder Bonifacius, welcher deswegen auch der
Apostel der Deutschen genannt wird. Es war im Jahre 716, als
Bomfacius zum ersten Male nach Deutschland kam. In Thüringen,
wo er das Christenthum verkündete, und zwar im jetzigen Hessen, nicht
weit von Kassel, in der fruchtbaren Ebene zwischen der Eder und
Fulda, stand vor uralten Zeiten eine mächtige Eiche, welche von dem
heidnischen Volke als ein Heiligthum des Donnergottes verehrt wurde.
Als Bonifacius, der Apostel der Deutschen, nach Hessen kam, und die
Abgötterei wahrnahm, welche an diesem Baume getrieben wurde, er-
grimmte er in fernem Herzen und hatte den Muth, trotz der Verwün-
schungen der Priester und trotz des Entsetzens des abergläubischen Volkes,
die Axt an die heilige Eiche zu legen. Als sie endlich zusammenstürzte,
ohne daß ein Blitzstrahl den verwegenen Fremdling erschlug, erkannte
das hessische Volk die Nichtigkeit seiner bisherigen Abgötterei, hörte
der Predigt des christlichen Apostels zu und ließ sich von ihm taufen.
Bonifacius aber erbaute aus dem Holze der gefällten Eiche ein Kirch-
lein. Dann durchzog er das Land, bekehrte Tausende zum Christen-
thum, gründete eine Menge Klöster und wurde im Jahre 751 seiner
vielen Verdienste wegen vom Papste zum Erzbischof von Mainz
ernannt. Aber auch in seinem hohen Alter konnte Bonifacius nicht
ruhen. Als Greis zog er nochmals aus, die Friesen an der Nordsee
zu bekehren. Mit einer Anzahl von Begleitern (man sagt 70) begab
er sich zu ihnen. Die Beschwerden der Reise achtete er nicht; die Wild-
heit der Friesen fürchtete er nicht. Er zog umher im Lande, predigte
und taufte, und zerstörte die Götzenbilder und gründete Kirchen. Als
er nun einst mit seinen Gefährten auf freiem Felde unter Zelten lagerte
und die Neugetauften zur Firmung erwartete, überfiel ihn ein Haufe
heidnischer Friesen; diese erschlugen ihn sammt seinen Begleitern am
5. Juni 755. Sein Leichnam wurde von den Christen gefunden, mit
hohen Ehren zu Grabe gebracht und in der Folge in der Kirche zu
Fulda beigesetzt, wo er noch ruht.
7. Karl Martell und Prpin.
Die spätern Könige der Franken (Chlodwig's Nachkommen)
wurden immer schwächer, ergaben sich der Trägheit und ließen ihre
ersten Minister für sich regieren, welche dadurch immer mächtiger
wurden. Solch ein Minister war Karl, mit dem Beinamen Martell,
d. h. der Hammer, denn er hatte in einer Schlacht wie ein eiserner
Hammer auf die Köpfe der Feinde geschlagen. Karl Martells Sohn
war Pipin, von seiner kleinen Gestalt der Kurze genannt. Auch
Haestcrs' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausg. 13
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Extrahierte Personennamen: Kilian Kilian Willibrord Winfried Winfried Apostel Bomfacius Apostel Apostels Bonifacius Karl_Martell Karl Karl Karl Martell Karl_Martells Karl
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Bonifacius Deutschland Thüringen Hessen Kassel Fulda Hessen Mainz Nordsee Fulda
218
Nach dem Tode Rudolphs von Habsburg folgten Kaiser aus ver-
schiedenen Häusern. Der erste nach ihm war Adolph von Nassau
(von 1291 —1298); dann folgte Rudolphs Sohn, Albrecht von Österreich
(1298—1308), ein stolzer Regent, unter dessen Regierung die Schweiz
anfing sich von Deutschland zu trennen.
21 Der Schweizerbund. — Wilhelm Tell.
(1307).
Im Jahre 1298 kam Albrecht, Sohn Rudolphs von Habsburg,
zur Regierung, die aber kein Segen für Deutschland wurde. Sein
ungerechtes und hartes Verfahren gegen die freien deutschen Landleute
in den Schweizeralpen veranlaßte diese, sich zum Schutz ihrer Freiheiten
zu verbinden. So entstand die schweizerische Eidgenossenschaft,
und der Abfall der Schweiz vom deutschen Reiche begann.
In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone Uri,
Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser
und gefährlicher Zeiten, einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit
Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen
und einander mit Rath und Hülfe beizustehen". Der Kaiser aber
schickte ihnen 'zu Reichsvögten harte und böse Leute aus'meinem
eigenen Lande, die sie drückten und quälten, den Hermann Geßler
von Brunnegg und den Ritter Beringer von Landenberg. Die
thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst
wohnen. Landenberg zog auf das Schloß des Königs, bei Sarnen in
Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri.
Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und
schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung
mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe
Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß
das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthal im
Unterwaldner Lande wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne
Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge
weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber
der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er
demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da
ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide
Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel
über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des
Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen
traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem
Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat.
Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und
Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers
Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und
Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren
unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen
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Extrahierte Personennamen: Rudolphs_von_Habsburg Adolph_von_Nassau Albrecht_von_Österreich Albrecht Wilhelm Albrecht Albrecht Rudolphs_von_Habsburg Hermann_Geßler
von_Brunnegg Ritter_Beringer_von_Landenberg Landenberg Arnold_von_Melchthal Arnold Demuth Hochmuth Werner_Stauffachers Hochmuth Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Schwyz Unterwalden Sarnen Oberwälden
214
wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern
leibeigene Mägde erziehen? Das sei ferne!"
Darauf ging schweigend der Werner Stauffacher hinab zum
Orte Brunnen an: Vierwaldstädtersee und fuhr über das Waffer nach
Uri zum Walther Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er
verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm
des Landenberg über das Gebirg entwichen war.
Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der
ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit
dieser schweizerischen Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige.
Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch.
Darum beschlossen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herz-
haften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei.
Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden
zusammen an einem geheimen Orte am See. Dieser Versammlungsort
lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz,
auf einer schmalen, umbüschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelis-
berges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom aus-
gerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Woh-
nungen weit. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke
sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch.
Wie sie aber im November des Jahres 1307 zusammen kamen,
und ijeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue
Ehrenmänner geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über
Alles, das Leben für nichts zü achten, erhoben die frommen Drei ihre
Hände zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in
Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben,
Alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein
Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von
Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte
Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver-
derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände auf
und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be-
haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann
gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und win-
terten das Vieh.
Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte
ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger
einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen
Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl,
wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte
er erkennen, wer wider Oesterreich sei.
Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, einer von den
Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht.
Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt:
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Extrahierte Personennamen: Werner_Stauffacher Heinrich_von_Melchthal Heinrich Habsburg Hermann_Geßler Wilhelm
215
„Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege
ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und
fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt
desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte.
Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel.
Alles Volt jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu
trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell:
„Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere
dein Herz!"
Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein
Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte.
Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes
nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen,
war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam-
menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn-
wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend
über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je
weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Uferberge
jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In
schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit der-
selbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte
gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige
Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; —
der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vier-
waldstädter-See.
Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das
Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin
entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos-
heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand.
Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn
Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen,
dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter-
stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen
Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und
keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Geßler,
du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von
beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder,
Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!"
So dachte der Tell und floh mit Pfeil und Bogen gen Küß-
nacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam
der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil
das Herz des Gewaltherrn Hermann Geßler von Brunnegg.
Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter-
drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In
der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre
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30.5
So ist denn die Schweiz ein Gemisch von angebauten Fluren, fet-
ten Thälern, krauterreichen Triften, grünenden Hügeln, schroffen Felsen,
hohen Gebirgen und Eisgletschern. Auf den Bergen, die oben ewiger
Schnee bedeckt, hat man oft in den Sommermonaten alle vier Jahres-
zeiten: Herbst, Sommer, Frühling und Winter. Wahrend an dem
untern Theile schon die Heuernte vorbei ist, wird auf einer nachfolgenden
höhern Stufe das Heu erst gemäht und getrocknet. In den noch höheren
Gegenden blühen die ersten Grasblümchen, und auf den Spitzen der
Berge liegt der Schnee haushoch.
Die Schweizer Eisgebirge und Eisfelder werden von vielen Rei-
senden besucht; solche Besuche sind aber mit großer Gefahr verbunden,
denn oft bekommt das Eis Riffe und Klüfte, die so verschneiet werden,
daß man sie nicht sieht. Geräth man in eine solche Kluft, so versinkt
man ohne Rettung. Dies begegnete im vorigen Jahrhunderte einem
Reisenden, der 24 Jahre lang vermißt wurde, und den man endlich
völlig zerquetscht in einer Eisspalte fand. Seine Haut war ganz un-
verletzt und der Körper unverweset. Was mußte er nicht ausgestanden
haben, ehe ihn der Tod von seiner Angst und Verzweistung befreite!
— Nun weiter!
„Ist die Schweiz stark bevölkert, und was treiben die Bewohner
außer der Viehzucht?" — Nein, Kinder! die Schweiz Hat auf 752
Quadratmeilen nicht mehr als 2,669,000 Einwohner, aber es sind
brave, treuherzige und achtbare Menschen, meist Deutsche. Diese
reden die deutsche Sprache; ein anderer Theil spricht französisch,
noch ein anderer italienisch. Sie haben in manchen Gegenden gute
Fabriken und Manufakturen; sie weben schöne Baumwollen-
und Seidenzeuge, Bänder, Tuch und Leinwand; ihre Frauen
und Töchter klöppeln Spitzen; dann wird auch in der Schweiz viel
gutes Papier gemacht. Ferner kommen aus der Schweiz eine Menge
goldener und silberner Uhren, auch andere Goldarbeiten, vorzüglich
aus Genf. Mit diesen Waaren, besonders aber mit Vieh, Butter
und Käse treiben die Schweizer einen ansehnlichen Handel, und da sie
aus ihren Bergen auch Eisen, Kupfer, Silber, Marmor und viele
andere Mineralien erbeuten, so finden auch hier eine Menge Menschen
Beschäftigung und Gelegenheit zum Handel.
Die Schweiz ist eine Republik oder ein Freistaat, der in 22
Kantone eingetheilt ist. Der Religion nach bekennen sich einige
Kantone zur katholischen, andere zur evangelischen Kirche, noch
andere sind gemischt. Die bedeutendsten Städte sind Zürich, Bern,
Base!, Genf, Luzern, Schaffhausen u. s. f. Keine dieser Städte
ist von ansehnlicher Größe, denn Genf, die größte, zählt nur 47,000
Einwohner.
10. Der Alpenjäger.
Willst du nicht das Lämmlein hüten? Spielend an des Baches Ranft.
Lammlein ist so fromm und sanft, „Mutter, Mutter, laß mich gehen,
Nährt sich von des Grases Blüthen Jagen auf des Berges Höhen!"
Haesters' Lesebuch für Oserñ. Sim«!ta«-Ausgakr. 20
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
37
Eingang, namentlich in Norddeutschland, z. B. in Sachsen, Hessen, heimlich
Zunächst auch in Brandenburg.
Im Jahre 1525 trat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in
Ostpreußen, ein Hohenzoller, zu der lutherischen Kirche über. Dadurch
wurde das alte Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelt, das
aber unter Polens Oberhoheit verblieb (s. § 15. A. 2.). — Aber die bei
dem alten Glauben gebliebenen Fürsten waren doch so mächtig, namentlich
weil auch der Kaiser ans ihrer Seite stand, daß sie auf dem Reichstage zu
Speier 1529 den Beschluß durchsetzten, die Neuerung dürfe nicht weiter
um sich greifen. Hiergegen protestierten Luthers Anhänger und wurden
darum Protestanten genannt. — Um die Spaltung im Reiche zu heben,
hielt Kaiser Karl V. schon im nächsten Jahre (1530) wieder einen Reichstag
ab, zu Augsburg. Hier übergaben die Evangelischen ihr von Melanchthon
verfaßtes Glaubensbekenntnis,die „Augsburger Konfession". Doch ward
eine Verständigung nicht herbeigeführt, vielmehr befahl der Kaiser den Evan-
gelischen, binnen Jahresfrist zum katholischen Glauben zurückzukehren. —
Diese bestimmte Erklärung schreckte die protestantischen Fürsten so, daß sie
in Schmalkalden (Thüringen) ein Schutzbündnis schlossen, den „Schmal-
kaldischen Bund". Da den Habsburgischen Erblanden des Kaisers aber
ein Einfall der Türken drohte, so gewährte er den Evangelischen, deren
Unterstützung im Kriege er brauchte, den Religionsfrieden zu Nürnberg
(1532), nach welchem bis zu einem allgemeinen Konzil in Religionssachen
Friede herrschen sollte.
6. Schweizer Reformation. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat
Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen die Lehren der Kirche auf. Er
stimmte in den meisten Stücken mit Luther überein, aber in Bezug auf das
heilige Abendmahl war er anderer Meinung wie Luther. Eine Einigung
konnte auch durch eine persönliche Zusammenkunft beider in Marburg nicht
erreicht werden. — Zürich und einige andere Kantone fielen Zwingli zu;
aber die Urkantone blieben der alten Lehre treu, und bald kam es zwischen
beiden Parteien zum Kriege. Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen
war, fiel in der Schlacht bei Kappel. — Was dieser begonnen, setzte der
Franzose Johann Calvin fort. Er hatte um seines Glaubens willen sein
Vaterland verlassen müssen. In Genf fand er Aufnahme. Die Anhänger
dieser beiden Männer nennt man Reformierte oder Calvinisten; sie finden
sich besonders in der Schweiz, in dem westlichen Deutschland, in den Nieder-
landen und in Frankreich.
7. Bauernkrieg. Die Bauern waren damals mit ihrer Lage sehr
unzufrieden. Die Fürsten kümmerten sich um dieselben sehr wenig, und ihre
Grundherren bedrückten sie mit schweren Steuern und Frondiensten und
hielten sie in harter Leibeigenschaft.
Schon mehrmals waren in Süddeutschland deshalb Aufstände ausge-
brochen, und als die Bauern Luthers Lehre „von der Freiheit der Christen"
vernahmen, meinten sie irrigerweise, daß sie als freie Christen auch frei
sein sollten von den weltlichen Lasten. Gewaltige Massen der schwer-
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
10
§ 8. Bonifazius.
Gegner trachteten ihm nach dem Leben. Darum floh er nach Medina
(Hedschra). Von dieser Flucht erzählte er nachher die wunderbarsten Dinge.
Einst waren seine Verfolger dicht hinter ihm. Da versteckte er sich in eine
Höhle; eine Spinne verhüllte mit dichtem Gewebe den Eingang, und eine
Taube baute schnell ihr Nest dicht über die Öffnung. Die Feinde meinten,
hier könne er nicht verborgen sein und zogen weiter. In Medina fand er
Aufnahme und viele Anhänger.
4. Die Ausbreitung seiner Lehre begann von hier aus. Bald
war ganz Arabien ihm unterworfen. Zehn Jahre nach seiner Flucht starb
er an Gift. Seine Lehre ist verzeichnet im Koran, seine Anhänger nennen
sich Moslemin, ihre Bethäuser heißen Moscheen, Mohammeds Nach-
folger Kalifen. Sie breiteten ihren Glauben mit Feuer und Schwert
aus. Ums Jahr 700 drangen sie nach Spanien vor und wollten alle
Länder am Mittelmeer unterwerfen und so das Christentum vernichten. Da
stellte sich ihnen bei Tours (Tuhr) und Poitiers (Poatje) einer jener
fränkischen Hausmeier, Karl Martell, entgegen und schlug sie vollständig.
§ 8. Bonifazius.
1. Das Christentum bei den Deutschen. Während der Völker-
wanderung hatten diejenigen deutschen Stämme, welche in das römische Ge-
biet eingedrungen waren, Kunde vom Christentume erhalten, so die West-
goten durch ihren Bischof Ulfilas, der die Bibel in das Gotische übersetzte.
Aber im eigentlichen Deutschland herrschte noch das Heidentum. Um die
Zeit nun, da Mohammeds Lehre das Christentum zu verdrängen drohte,
wurde demselben ein neues großes Gebiet erworben. Fromme Missionare
kamen aus Irland, Schottland und England und begannen die Deutschen
dem Christentume zuzuführen. Am bedeutendsten war
2. das Wirken Winfrieds, mit dem kirchlichen Namen Bonifazius
geheißen. Er wurde in England geboren, stammte von vornehmen, reichen
Eltern und widmete sich schon frühe dem geistlichen Stande, um später
Missionar zu werden. Zuerst trat er unter den Friesen auf, dann mit
mehr Erfolg unter den Hessen und Thüringern. Die Zahl der Gläubigen
mehrte sich täglich, besonders als er den Deutschen die Ohnmacht ihrer
Götter recht augenfällig gezeigt hatte. Bei dem Dorfe Geismar (unweit
Fritzlar) in Hessen stand nämlich eine mächtige, Donar geheiligte Eiche.
Diese fällte er mit seinen Genossen und erbaute aus ihrem Holze ein Kirch-
lein. Bald wurden unter seiner Leitung Kirchen, Schulen und Klöster ein-
gerichtet. Der Papst. ernannte ihn zum Erzbischof von Deutschland. Am
liebsten weilte er im Kloster Fulda, das er in tiefer Waldeseinsamkeit selbst
errichtet hatte.
3. Sein Tod. Im Alter von 74 Jahren ging er nochmals als Mis-
sionar zu dem noch heidnischen Friesenvolke. — Auch hier gewann er viele
Anhänger. Zum Pfingstfeste hatte er die Neubekehrten zu sich geladen;
da überfiel ihn plötzlich eine Schar Heiden. Er verbot den Seinen die
Gegenwehr, indem er sprach: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, lasset ab
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 17. Einige Kaiser aus dem 14. Jahrhundert.
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kam in der Schlacht um. Dessen Söhnen nahm er Österreich und
Steiermark, belehnte damit seine eigenen Söhne und stiftete so die Habs-
burgische Hausmacht.
4. Charakter. Seiner praktischen Natur entsprach es, daß er keinen
Römerzug unternahm, der ihn leicht in Feindschaft mit dem Papste gebracht,
dem Reiche große Summen gekostet und ihn von der Herstellung der Ord-
nung im Reich abgehalten hätte. Er verglich Italien mit der Höhle des
Löwen, in die wohl viele Spuren hinein, aber keine heraus führen. —
Durch seine Einfachheit, seine Tugend, durch seinen Verstand und seine
Unparteilichkeit als Richter, wie auch durch seine heitere Laune und sein
volkstümliches Auftreten erwarb er sich die Liebe des Volkes, so daß dieses
viele Geschichten von ihm erzählte und von manchem seiner Nachfolger
sagte: „Der hat Rudolfs Redlichkeit nicht!" 1291 starb er und wurde
seinem Wunsche nach im Dome zu Speier beigesetzt. (Justinus Kerner:
Kaiser Rudolfs Ritt zum Grabe.)
Z 17. Einige Kaiser ans dem 14. Jahrhundert.
A. Rudolfs Sohn, der finstere, einäugige Albrecht, wurde erst 1298
zum Könige gewühlt. Er strebte wie sein Vater danach, seine Hausmacht
zu vergrößern. Hierbei geriet er mit dem freien Bergvolk der Schweizer
in Streit, über das er wohl als deutscher König, aber nicht als Herzog
von Österreich zu gebieten hatte. Er wollte das „Gebiet der Waldstätte
Schwyz, Uri und Unterwalden zum Herzogtums Österreich schlagen und
bedrückte die freiheitsliebenden Schweizer aufs härteste. Da schlossen die-
selben einen Bund und vertrieben die Beamten Albrechts. Die Sage hat
diese Begebenheit ausgeschmückt. (Tellsage.) Albrecht ward von seinem
eigenen Neffen Johann, dem er das väterliche Erbe vorenthielt, am Ufer
der Neuß ermordet. Johann erhielt den Namen Parricida (Verwandten-
mörder). — Die Schweizer behaupteten heldenkühn ihre Freiheit gegen
Österreich. Das schwache, schlecht ausgerüstete Hirtenvolk schlug die präch-
tigen Ritterheere bei Morgarten (Kanton Zug) und später bei Sempach
(nördlich von Luzern).
B. Ludwig der Bayer. 1. Einige Jahre nach Albrechts Tode
wählte die Mehrzahl der Fürsten Ludwig von Bayern, andere einen
Enkel Rudolfs I., Friedrich den Schönen von Österreich, zum Kaiser.
Lange Fehden durchtobten namentlich Süddeutschland, bis Ludwig in der
Schlacht bei Mühldorf (Inn) 1322 Friedrich besiegte und gefangen nahm.
In der Burg Trausnitz wurde Friedrich in Haft gehalten. Friedrichs
Bruder, Leopold, setzte den Krieg fort. Der Papst sprach über Ludwig den
Bann aus und belegte sein Land mit dem Interdikt. Da schloß Ludwig
mit Friedrich Frieden; er entließ ihn aus der Haft unter der Bedingung,
daß er Leopold zur Anerkennung Ludwigs bewege. Da dies nicht gelang,
so kehrte Friedrich freiwillig nach Trausnitz zurück. Gerührt durch solche
Treue nahm ihn Ludwig als Mitregent an.
2. Eine Aussöhnung mit dem Papste gelang Ludwig nicht. Da machte
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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§ 8. Bomfazius.
Gegner trachteten ihm nach dem Leben. Darum floh er nach Medina
(Hedschra). Von dieser Flucht erzählte er nachher die wunderbarsten Dinge.
Einst waren seine Verfolger dicht hinter ihm. Da versteckte er sich in eine
Höhle; eine Spinne verhüllte mit dichtem Gewebe den Eingang, und eine
Taube baute schnell ihr Nest dicht über die Öffnung. Die Feinde meinten,
hier könne er nicht verborgen sein und zogen weiter. In Medina fand er
Aufnahme und viele Anhänger.
4. Die Ausbreitung seiner Lehre begann von hier aus. Bald
war ganz Arabien ihm unterworfen. Zehn Jahre nach seiner Flucht starb
er an Gift. Seine Lehre ist verzeichnet im Koran, seine Anhänger nennen
sich Moslemin, ihre Bethäuser heißen Moscheen, Mohammeds Nach-
folger Kalifen. Sie breiteten ihren Glauben mit Feuer und Schwert
aus. Ums Jahr 700 drangen sie nach Spanien vor und wollten alle
Länder am Mittelmeer unterwerfen und so das Christentum vernichten. Da
stellte sich ihnen bei Tours (Tuhr) und Poitiers (Poatje) einer jener
fränkischen Hausmeier, Karl Martell, entgegen und schlug sie vollständig.
8 8. Voriifazius.
1. Das Christentum bei den Deutschen. Während der Völker-
wanderung hatten diejenigen deutschen Stämme, welche in das römische Ge-
biet eingedrungen waren, Kunde vom Christentume erhalten, so die West-
goten durch ihren Bischof Ulfilas, der die Bibel in das Gotische übersetzte.
Aber im eigentlichen Deutschland herrschte noch das Heidentum. Um die
Zeit nun, da Mohammeds Lehre das Christentum zu verdrängen drohte,
wurde demselben ein neues großes Gebiet erworben. Fromme Missionare
kamen aus Irland, Schottland und England und begannen die Deutschen
dem Christentume zuzuführen. Am bedeutendsten war
2. das Wirken Winfrieds, mit dem kirchlichen Namen Bonifazius
geheißen. Er wurde in England geboren, stammte von vornehmen, reichen
Eltern und widmete sich schon frühe dem geistlichen Stande, um später
Missionar zu werden. Zuerst trat er unter den Friesen auf, dann mit
mehr Erfolg unter den Hessen und Thüringern. Die Zahl der Gläubigen
mehrte sich täglich, besonders als er den Deutschen die Ohnmacht ihrer
Götter recht augenfällig gezeigt hatte. Bei dem Dorfe Geismar (unweit
Fritzlar) in Hessen stand nämlich eine mächtige, Donar geheiligte Eiche.
Diese fällte er mit seinen Genossen und erbaute aus ihrem Holze ein Kirch-
lein. Bald wurden unter seiner Leitung Kirchen, Schulen und Klöster ein-
gerichtet. Der Papst ernannte ihn zum Erzbischof von Deutschland. Am
liebsten weilte er im Kloster Fulda, das er in tiefer Waldeseinsamkeit selbst
errichtet hatte.
3. Sein Tod. Im Alter von 74 Jahren ging er nochmals als Mis-
sionar zu dem noch heidnischen Friesenvolke. — Auch hier gewann er viele
Anhänger. Zum Pfingstfeste hatte er die Neubekehrten zu sich geladen;
da überfiel ihn plötzlich eine Schar Heiden. Er verbot den Seinen die
Gegenwehr, indem er sprach: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, lasset ab
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Extrahierte Personennamen: Bomfazius Mohammeds Karl_Martell Karl Mohammeds Winfrieds Bonifazius
Extrahierte Ortsnamen: Medina Medina Mohammeds Spanien Poitiers Gotische Deutschland Irland Schottland England England Hessen Fritzlar Hessen Deutschland Fulda
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§ 21. Die Spaltung in der abendländischen Kirche.
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Eingang, namentlich in Norddeutschland, z. V. in Sachsen, Hessen, heimlich
zunächst auch in Brandenburg.
Im Jahre 1525 trat der Hochmeister des Deutschen Ritterordens in
Ostpreußen, ein Hohenzoller, zu der lutherischen Kirche über. Dadurch
wurde das alte Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelt, das
aber unter Polens Oberhoheit verblieb (s. § 15. A. 2.). — Aber die bei
dem alten Glauben gebliebenen Fürsten waren doch so mächtig, namentlich
weil auch der Kaiser auf ihrer Seite stand, daß sie auf dem Reichstage zu
Speier 1529 den Beschluß durchsetzten, die Neuerung dürfe nicht weiter
um sich greifen. Hiergegen protestierten Luthers Anhänger und wurden
darum Protestanten genannt. — Um die Spaltung im Reiche zu heben,
hielt Kaiser Karl V. schon im nächsten Jahre (1530) wieder einen Reichstag
ab, zu Augsburg. Hier übergaben die Evangelischen ihr von Melanchthon
verfaßtes Glaubensbekenntnis,die „Augsburger Konfession". Doch ward
eine Verständigung nicht herbeigeführt, vielmehr befahl der Kaiser den Evan-
gelischen, binnen Jahresfrist zum katholischen Glauben zurückzukehren. —
Diese bestimmte Erklärung schreckte die protestantischen Fürsten so, daß sie
in Schmalkalden (Thüringen) ein Schutzbündnis schlossen, den „Schmal-
kaldischen Bund". Da den Habsburgischen Erblanden des Kaisers aber
ein Einfall der Türken drohte, so gewährte er den Evangelischen, deren
Unterstützung im Kriege er brauchte, den Religionsfrieden zu Nürnberg
(1532), nach welchem bis zu einem allgemeinen Konzil in Neligionssachen
Friede herrschen sollte.
6. Schweizer Reformation. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat
Ulrich Zwingli, Pfarrer in Zürich, gegen die Lehren der Kirche auf. Er
stimmte in den meisten Stücken mit Luther überein, aber in Bezug auf das
heilige Abendmahl war er anderer Meinung wie Luther. Eine Einigung
konnte auch durch eine persönliche Zusammenkunft beider in Marburg nicht
erreicht werden. — Zürich und einige andere Kantone fielen Zwingli zu;
aber die Urkautoue blieben der alten Lehre treu, und bald kam es zwischen
beiden Parteien zum Kriege. Zwingli, der als Feldprediger mit ausgezogen
war, fiel in der Schlacht bei Kappel. — Was dieser begonnen, setzte der
Franzose Johann Calvin fort. Er hatte um seines Glaubens willen sein
Vaterland verlassen müssen. In Genf fand er Aufnahme. Die Anhänger
dieser beiden Männer nennt man Reformierte oder Calvinisten; sie finden
sich besonders in der Schweiz, in dem westlichen Deutschland, in den Nieder-
landen und in Frankreich.
7. Bauernkrieg. Die Bauern waren damals mit ihrer Lage sehr
unzufrieden. Die Fürsten kümmerten sich um dieselben sehr wenig, und ihre
Grundherren bedrückten sie mit schweren Steuern und Frondiensten und
hielten sie in harter Leibeigenschaft.
Schon mehrmals waren in Süddeutschland deshalb Aufstände ausge-
brochen, und als die Bauern Luthers Lehre „von der Freiheit der Christen"
vernahmen, meinten sie irrigerweise, daß sie als freie Christen auch frei
sein sollten von den weltlichen Lasten. Gewaltige Massen der schwer-
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